Mehr Ambiente, weniger Asphalt

Quellenangabe: Münchner Merkur – Süd vom 04.08.2023

Autor: Marc Schreib

Die Grünwalder Ortsmitte hat Charakter. Aber einen etwas altmodischen mit viel Asphalt und harten Bordsteinkanten, der am viel befahrenen Marktplatz nur eingeschränkt Charme versprüht und ein bisschen mehr Aufenthaltsqualität vertragen könnte. Vor diesem Hintergrund haben jetzt vier Architekturbüros, Profis der modernen Städteplanung, ihre Vorschläge zu einer Aufwertung im Grünwalder Gemeinderat präsentiert: Dragomir, Goergens & Miklautz, Vulkan sowie H2M-Architekten.

Zu einer klaren Entscheidung kam es nicht, die Fraktionen machen sich zunächst Gedanken darüber, welche Vorschläge sie favorisieren und notieren sich die besten Entwurfsideen bis zur nächsten Behandlung im Gemeinderat. Eine Bürgerbeteiligung steht zudem aus.

Brunnen und Bäume

Seit rund 15 Jahren gibt es die Diskussion um eine schönere Ortsmitte in Grünwald, im Luitpoldweg hat die Gemeinde bereits den Asphalt erneuert, Radständer geschaffen und kleinere kosmetische Veränderungen vorgenommen. Im übrigen Gebiet aber nicht. Das Konzept aller Planer lautete dann: Weg von der dominierenden Asphaltlandschaft und hin zu einer lieblicheren Form des Gestaltens beispielsweise mit Rasenfugen, einem Brunnen oder einer Bachrinne und natürlich mit Bäumen, um die Hitze des Sommers besser abzufedern.

Angetan von der Idee, das Straßenstück neben dem Alten Wirt zu schließen, war Ingrid Reinhart-Maier (Grüne). Die Insel mit Maibaum und Kriegerdenkmal werde auf diese Weise erweitert und könne zu einem schönen, großen Platz werden. Der zweite Zubringer für die Rathausstraße bliebe bestehen, und auf der Strecke könnte Tempo 20 herrschen. In allen Entwürfen der Planer ist der Fahrradverkehr, anders als bisher, in beide Richtungen möglich, und auch das gefällt der Grünen-Gemeinderätin sehr. Dazu gibt es zwar bereits einen ablehnenden Gemeinderatsbeschluss. Aber es gibt Signale, die auf eine Beweglichkeit in diesem Punkt hindeuten, zumindest, was die Gesprächsbereitschaft angeht. Ein ursprünglicher Vorschlag aus der Bürgerversammlung, den Maibaum zu versetzen, ging den Gemeinderäten zu weit. Reinhart-Maier findet das auch: „Das muss echt nicht sein.“

Weniger Parkplätze?

Allerdings würde es ihre Fraktion befürworten, dass Parkplätze weichen müssen, damit das Ziel einer Verschönerung überhaupt erst möglich wird. Reinhart-Maier bringt gegenüber dem Münchner Merkur die Stellplätze vor dem Vinzenzmurr ins Spiel, weil in diesem Fall der Blick ganz ungehindert wandern könne. Sie hat am Tag vor der Sitzung die Parkplätze im Karree gezählt, die Schlossstraße sowie die rechte Seite der Emil-Geis-Straße miteinbezogen und kam auf 250 Stück. Gemeinsam mit den Tiefgaragenplätzen, die auch noch vorhanden sind, ist es für die Grünen-Gemeinderätin vertretbar, dass man ein paar Stellplätze für die schönere Ortsmitte opfert. Ihr Fazit: „Da gehört mehr Grün rein.“

Kompromisse finden

Dass sich an der Situation am Marktplatz und an der Rathausstraße was ändern muss, darin sind sich alle einig. Alexander Steininger (CSU) prophezeit gegenüber dem Münchner Merkur, dass es auf einen Kompromiss hinauslaufen wird: „Wenn ich alle Stellplätze wegnehme, dann kann ich zwar wunderbar umgestalten, aber das kann es nicht sein.“ Die Gewerbetreibenden vor Ort seien, das hat die CSU in Erfahrung gebracht, für den Erhalt von Stellplätzen. Das Ziel müsse nun sein, die Schwerpunkte Luitpoldweg, Rathausstraße und Marktplatz optisch schön miteinander zu verbinden. Steininger möchte gerne, dass sich Radfahrer und Fußgänger wohler fühlen und Autofahrer dennoch parken können.

Einen Umbau im Sinne der Planungsvorschläge hält Stephan Weidenbach als CSU-Fraktionsvorsitzender für überzogen. Die Straße selbst müsse allerdings in Ordnung gebracht werden, eventuell auch gepflastert. Das könne den Verkehr auch etwas beruhigen. Auch einen Niveauausgleich hält er für sinnvoll, gerade beim Vinzenzmurr. Für all das würde die CSU-Fraktion lieber einen Straßenplaner beauftragen als einen Stadtplaner. Weidenbach: „Wir wollen den Marktplatz an sich so belassen, wie es ist. Auch die Straße vor dem Alten Wirt.“ Die Parkplätze müssten unbedingt erhalten werden.

Für Oliver Schmidt (PBG) ist es nachrangig, ein paar Parkplätze zu verlieren, wenn es ringsum attraktiver wird. Die geringere Parkplatzbilanz werde dem Einzelhandel nicht schaden. Ihm sagt auch zu, dass die Wege schwellenfrei verlaufen sollen und am Rathausplatz Mauerwerk wegfallen könnte zugunsten einer Anböschung. Jetzt sind die Fraktionen gefragt, ihre Lösungen aus den Vorschlägen zusammen zu puzzeln.

 

 

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